Newsreport präsentiert
Aus dem Kunstunterricht: Fotoserie "Zuhause"
Der Newsreport zeigt immer wieder künstlerische Arbeiten von Schülerinnen und Schülern, die im Rahmen von Projekten im Unterricht entstehen. Für die Ausstellung mit dem Titel ZUHAUSE fotografierte Lena Graßmann aus dem beruflichen Gymnasium Alltagsgegenstände, die eine besondere Bedeutung für sie haben. Welche das sind, lest ihr hier in Lenas Ausstellungstext.
M. Gehann, März 23
½ - eine Fotoserie von Lena Graßmann
1 : 2 ergibt 0,5. Eine Aufteilung einer Person auf zwei Zuhause ist nicht möglich aus der Sicht der Gesellschaft. Als Trennungskind wird man mit der Entscheidung konfrontiert, welcher der beiden Haushalte „das Zuhause“ ist, dank des Dranges, die Bilderbuchfamilie darzustellen. Aus diesem Grund spielt die Fotoserie emotionslos auf der sachlichen Ebene mit Gegenüberstellungen von materiellen Alltagsgegenständen, die jeder Haushalt besitzt. Es zeigt neben der patriarchalen Perspektive auch die des Kindes, welches das Opfer der mangelnden Aufklärung über erweiterte Familienmodelle ist, was auch zum Beispiel queere Familien oder alleinerziehende Elternteile betrifft.
Trennungskinder sehnen sich nicht aus Trauer nach der Mutter/Vater-Konstellation, sondern aus Ungewissheit über alternative Lebenswege. Sie sehen die zwei Zuhause nicht als vollwertig an, weshalb die oberflächliche Sicht auf die Haushaltsgegenstände entsteht. Wenn sich nicht eine emotionale Ebene entwickeln kann, bleibt der materialistische Blick.
Die Bilderserie ist nicht als Kritik an der Entscheidung der Eltern gemeint, sondern ist das Ergebnis eines Systems, welches sich im Privatleben versteckt. Man braucht ein räumliches Zuhause um ein emotionales Zuhause zu haben.