FLINTA*-Tag an der Max-Bill – so was gab’s noch nie!
Am 6. Dezember 2024 fand an der Max-Bill-Schule zum ersten Mal ein FLINTA*-Vernetzungstag statt. Wir klären die wichtigsten Fragen zuerst:
1. Was ist eigentlich FLINTA*? Und warum benutzen wir dieses Wort?
Der Begriff beschreibt alle Personen, die keine Cis-Männer sind. Cis sind alle, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Das heißt, FLINTA* sind unter anderem alle Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. Von Sexismus und Diskriminierung sind nicht nur Frauen betroffen.
2. Ist es nicht unfair, dass FLINTA*-Personen ihren eigenen Vernetzungstag bekommen und alle anderen nicht?
Gegenfrage: Ist es fair, dass FLINTA* auf Baustelle nicht ernst genommen werden, dass sie immer wieder sexualisierte Gewalt durch Vorgesetzte und Kollegen erleben und dass das oft niemanden interessiert? Ist es fair, dass einige Betriebe FLINTA* gar nicht erst einstellen?
All dem und vielem mehr sind FLINTA* im Handwerk täglich ausgesetzt. Das ist eine extreme Belastung, die Cis-Männer in der Form nicht nachvollziehen können. Aus Erfahrung wissen wir: Für viele FLINTA* ist Sexismus sogar der Grund, das Handwerk wieder zu verlassen.
Das ist alles ziemlich bescheiden, muss aber nicht für immer so bleiben. Während der alljährlichen Projektwoche an der Max-Bill-Schule haben sich einige Schüler*innen mit der Frage beschäftigt, was wir brauchen, damit es allen im Handwerk gut geht. Ein Ergebnis war, als ein Puzzleteil von vielen, der FLINTA*-Vernetzungstag. Ein Tag, an dem wir Schüler*innen merken, dass wir nicht allein sind, an dem wir Menschen treffen, die in einer ähnlichen Situation sind wie wir, mit denen wir uns austauschen können. Das löst all diese Probleme zwar nicht von jetzt auf gleich, ist aber ein Anfang.
Und genau dieser Bedarf nach Austausch ist sichtlich groß: Am 6. Dezember 2024 haben sich über vierzig Schüler*innen der Max-Bill-Schule zu einem ersten Vernetzungstag getroffen. Die Veranstaltung wurde von den Lehrerinnen Frau Greiwe und Frau Sinz in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Berliner Handwerker*innen organisiert und von Alex und Maria von den Dusties moderiert. Die beiden stellen Arbeitskleidung für FLINTA*-Personen im Handwerk her und gaben den Teilnehmenden Strategien an die Hand, um Herausforderungen im Beruf zu begegnen.
Im Versammlungsraum der Max-Bill lag an diesem Tag enorm viel Stärke. Wir alle teilen die Wut und die Verzweiflung, aber vor allem die Leidenschaft für das Handwerk. Wir konnten einander Trost, Verständnis, Kraft, Selbstsicherheit und ein Gefühl von Daseinsberechtigung schenken. Wir konnten uns gegenseitig beraten und voneinander lernen.
Wir müssen und sollten nicht akzeptieren, wie viele Dinge laufen. Das können wir gemeinsam besser.
Gemeinsam heißt: mit allen. Im Rahmen des Projekts wollen wir, soweit möglich, mit Männern in den Austausch gehen, Schwierigkeiten erklären und Unterstützung bekommen. Viele männliche Auszubildende haben bereits den Wunsch geäußert, an dem Thema arbeiten zu wollen. In Zukunft soll es deshalb auch Bildungsangebote für Männer geben.
Weil ein Tag nicht genug ist, gibt es seit diesem Schuljahr an der Max-Bill-Schule jeden Donnerstag in der 2. Pause eine FLINTA*-Pause im SV-Raum (Raum 1.0.37). Sie soll den regelmäßigen Austausch ohne zeitlichen Mehraufwand zusätzlich zur Vierzig-Stunden-Woche möglich machen.
Nächstes Jahr soll es wieder einen FLINTA*-Tag (und hoffentlich auch mehr) geben. Falls ihr diesen mitgestalten wollt, Fragen, Kritik oder Anregungen habt, schreibt sehr gerne eine Mail an flinta-tag@web.de oder auch an grw@max-bill-schule.de oder snz@max-bill-schule.de.
Wir bedanken uns bei Frau Greiwe, Frau Sinz, Herrn Pamp, der Schul- und Abteilungsleitung 2, den Dusties und dem Kompetenzzentrum für Berliner Handwerker*innen, ohne die dieser Tag nicht möglich gewesen wäre.
